Eine strategisch geplante und durch eine breite Beteiligung der Bevölkerung zustande gekommene Energiewende ist bisher in Burgdorf nicht in Sicht. Alles ist Stückwerk und droht nicht selten, in die falsche Richtung zu laufen. Ein Beispiel ist die Auseinandersetzung um das geplante Biogaswerk der Megaklasse in Hülptingsen. Sieben Bauern wollten das 1,5-Megawatt-Werk bauen und konnten sich zunächst der Zustimmung vieler Politiker im Rat sicher sein. In der ersten Sitzung zum Thema hatte nur LINKEN-Ratsherr Michael Fleischmann kritische Fragen. Nachdem die Bauern schließlich mit ihrer Megaanlage wegen massiver Widerstände aus der Bevölkerung gescheitert waren, planen sie nun eine kleinere Anlage mit einer Leistung von 499 Kilowatt. Auch eine solche Anlage hätte negative Auswirkungen auf Burgdorf und ist in ihrem Nutzen umstritten. Oder nehmen wir die Diskussion um Atomstrom und erneuerbare Energien. Die SPD beantragt im Rat, dass die Stadt keinen Atomstrom mehr bezieht. Dieses Vorhaben ist natürlich nicht verkehrt, bleibt aber auf halber Strecke stehen. Denn die Erzeugung des Ökostroms bleibt außen vor, die auch in Burgdorf vorankommen muss.
Runde Tische sind gefragt
„Warum wird die Energiewende in Burgdorf nicht öffentlich möglichst breit diskutiert“, fragt Michael Fleischmann. Er regt runde Tische zum Thema an, um eine umfangreiche Bürgerbeteiligung sicherzustellen. DIE LINKE fordert in diesem Zusammenhang, dass die Burgdorferinnen und Burgdorfer ihre Energiewende selbst in die Hand nehmen können. Die Stadt muss deshalb die Gründung von Energiegenossenschaften fördern. Der Bürgermeister organisierte dagegen eine hilflose Diskussion im Rathaus, in der Stadtwerkchef Rüdiger Funke als Hauptredner für eine Energiewende mit angezogener Handbremse warb. Das wird sich auch nicht ändern, solange der Atomkonzern Eon Mitgesellschafter der Burgdorfer Stadtwerke ist.
Atomkonzern Eon raus aus den Stadtwerken
DIE LINKE fordert, dass die Stadt die Eon-Anteile an den Stadtwerken übernimmt, um vor Ort eine zukunftsgerichtete Energiepolitik betreiben zu können. Dabei muss auch der Strompreis eine Rolle spielen, der auf keinen Fall wegen der Energiewende weiter steigen darf - im Gegenteil: Die Stadtwerke könnten etwa Strom in einem bestimmten Umfang an die Kundinnen und Kunden preiswert abgeben, mit dem man normalerweise auskommt. Höhere Preise zahlen dann nur die, die mehr verbrauchen. Das schont die Geldbeutel vieler Burgdorferinnen und Burgdorfer und die Umwelt. Für Arbeitslose, Geringverdiener und Empfänger von Wohngeld und Kinderzulage muss es Sozialtarife bei Strom und Gas und eine kostenlose Energieberatung geben. Laut dem Verbraucherportal Verivox übersteigen allein die Stromkosten den dafür im Hartz-IV-Regelsatz vorgesehenen Betrag um durchschnittlich 45 Prozent.