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22. Dezember 2023

Tunnel am Finanzamt: Radler/innen müssen weiter verunglücken

Den Antrag von Michael Fleischmann, die gefährliche Radler-Einfahrt in den Tunnel am Finanzamt zu begradigen und zu verbreitern, damit es dort keine Unfälle mehr gibt, hat der Stadtrat in seiner letzten Sitzung vor der Weihnachtspause fast einstimmig bei einer Enthaltung abgelehnt. Nur Fleischmann stimmte für seinen Antrag. Stattdessen soll es für 107.000 Euro „kleine Verbesserungen“ geben, etwa Trenngitter zwischen den Fahrwegen und dem Fußgängerbereich.

Dazu erklärt Michael Fleischmann, der selbst schon Unfallopfer in der Radler-Einfahrt geworden ist und dort einer Reihe von Fast-Unfällen ausgesetzt war:

 

„Die ‚kleinen Verbesserungen‘ oder besser kosmetischen Operationen werden allenfalls kurzfristig die Zahl der Unfälle und Fast-Unfälle verringern – wenn überhaupt. Mittel- und langfristig ist es rausgeschmissenes Geld, weil die Fahrradinfrastruktur an dieser Stelle weit hinter der Zunahme des Alltagsradverkehrs zurückbleibt. Immer mehr Burgdorferinnen und Burgdorfer steigen aufs Rad. Dieser Trend wird weiter zunehmen. Hinzu kommen immer mehr Funktionsräder, also Lastenräder und Räder mit Anhänger. Für diese Räder mit Überbreite reichen die schmalen Fahrspuren, die dann auch noch in einer uneinsichtigen Kurve liegen, gar nicht mehr aus. Und auch die Fußgängerinnen und Fußgänger brauchen dringend mehr Platz.

 

Auf all das muss der wichtige Radweg am Finanzamttunnel ausgerichtet sein, die zentrale Radwegeverbindung zwischen Innenstadt und Weststadt. Mit dem faulen Kompromiss ist er das nicht, weil dieser Fußgängertunnel aus den frühen 1970er Jahren gar nicht für den Radverkehr ausgelegt ist. Wer etwa nicht immer schön mittig fährt, wird in den Trenngittern hängenbleiben. Besonders gefährdet sind die breiten Funktionsräder.

 

Die immer wieder erhobene Forderung, die Radfahrenden sollen gefälligst vorsichtig durch den Tunnel fahren, hat nichts mit der Lebensrealität zu tun. Auch wer vorsichtig durch den Tunnel fährt, was fast alle Radfahrenden schon aus Eigeninteresse tun, läuft Gefahr zu verunglücken, weil man diese Kurve gar nicht sicher befahren kann! Eben weil sie für den Radverkehr nicht ausgelegt ist. Weltfremd und zynisch ist der Hinweis, die Radfahrenden sollten absteigen und das Rad schieben. Denn auch Radlerinnen und Radler haben wie Autofahrer im Alltag Termine, müssen pünktlich bei der Arbeit sein u. s. w.

 

Wer trotzdem immer noch meint, im Grundsatz alles so zu belassen wie es ist beim Tunnel, muss sich den Vorwurf gefallen lassen, bewusst verunglückende Radlerinnen und Radler in Kauf zu nehmen. Und die Unfälle werden mehr werden, weil die Zahl der Radfahrenden steigt und immer mehr Funktionsräder unterwegs sind. Und die Unfälle werden wegen der alternden Bevölkerung schwerer werden. Wer mit 75 oder 80 in der Kurve stürzt oder gar einen ‚Satz‘ über den Lenker macht, ist deutlich mehr gefährdet, sich schwer zu verletzen, als jemand, die oder der 30 oder 40 ist.“