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28. Juli 2017

Christine Gross verlässt den Rat

Unsere bisherige Ratsfrau Christine Gross hat der Politik den Rücken gekehrt und ihren Rückzug aus dem Rat und der Partei bekanntgegeben. Dazu erklärt Fraktions- und Parteivorsitzender Michael Fleischmann: "Ich habe tiefen Respekt für ihre persönliche Entscheidung. Ich bedaure ihren Weggang sehr. Wir, also die gesamte linke Partei vor Ort, werden sie vermissen. Wir haben Christine Gross als aufrechten und integeren Menschen kennengelernt und ihre Arbeit sehr geschätzt, vor allem auch ihr Tierschutzengagement. Ich wünsche ihr für ihr weiteres gesellschaftliches politisches und Tierschutz-Engegagement außerhalb der Partei alles Gute. Es wird sicherlich Schnittmengen geben, bei denen DIE LINKE.Burgdorf und Christine Gross weiterhin zusammenarbeiten werden." In den Rat nachrücken wird der 19-jährige Gymnasiast Niklas Gottschalk, der das Mandat annehmen wird.


Anbei das ungekürzte Ausstrittschreiben von Christine Gross:

"Seit meiner Jugend möchte ich dazu beizutragen, dass weder Menschen, Tiere noch die Pflanzenwelt bedroht, ausgebeutet oder misshandelt werden. Deshalb engagiere ich mich seit vielen Jahren im Umwelt- und Tierschutz und für ein soziales Miteinander. Ich möchte die Welt mit meinen Möglichkeiten zum Positiven verändern.

Ein weiterer Schritt sollte meine Arbeit im Burgdorfer Stadtrat sein. Voller Zuversicht trat ich die neue Aufgabe im letzten Jahr an und hoffte auf die Möglichkeit, gemeinsam mit den anderen Ratsmitgliedern für das Beste für die Stadt und ihre Einwohner arbeiten zu können. Mich für das Wohl von Mensch und Tier in unserer Stadt einsetzen und neue Impulse geben zu können.

Ich freute mich darauf mit den anderen Ratsmitgliedern gemeinsam nach Wegen zu suchen das soziale Miteinander in Burgdorf zu stärken. Aber ernüchtert muss ich feststellen, dass die politischen Spielernaturen der Stadt Burgdorf das nicht zulassen. Ich muss erkennen, dass Politik in Burgdorf großteils von populistischen Lautsprechern und Rechthabern vorgegeben wird, die zu häufig die eigenen Interessen vor denen der Bürger stellen.

Wir finden in Burgdorf Ratsmitglieder, die die Bodenhaftung und den Blick für die Probleme der normalen Leute schon längst verloren haben. Viele haben es sich - so scheint es mir - in den Jahren ihrer Ratsmitgliedschaft bequem gemacht, sind selbstherrlich und überheblich geworden und sind der Meinung, dass ihre jahrelange Zugehörigkeit im Stadtrat schon ein Verdienst ist und eigene Ideen nur stören. Daher kommen die wenigsten Vorlagen aus den Reihen der Ratsmitglieder und werden meist nur Verwaltungsvorlagen abgenickt.

So hatte ich mir das nicht vorstellt.

Von einem guten Miteinander kann keine Rede sein: es herrscht im Rat ein extrem rauer Ton, und es ist mir in mancher Ratssitzung fast peinlich gewesen diesem Kindergarten anzugehören, in dem selbst erfahrene politische Vertreter nicht davor zurückschrecken den Fragen und sorgenvollen Anliegen von Bürgern mit harschem Ton zu begegnen, sich gegenseitig Beleidigungen an den Kopf zu werfen, ja nicht einmal davor zurückscheuen sich gegenseitig der Lüge zu bezichtigen, infames Verhalten vorzuwerfen und in fragwürdigen und ungeklärten Angelegenheiten nichts gegen den Anschein des Filzes zu unternehmen.

So manches Mal wird die sachliche Ebene verlassen und werden Antragssteller von ihren Ratskollegen auf übelste Weise unsachlich angegangen und lächerlich gemacht. Die eigentlichen Sachthemen treten in solchen Momenten völlig in den Hintergrund und verlieren scheinbar jede Bedeutung.

Sich für Mensch und Tier einsetzen? Unmöglich in dieser Ratsbesetzung . Die nur wenigen Ausnahmen bestätigen leider die Regel. Fraktionszwang und politisches Farbenspiel scheinen die Ratspolitik zu bestimmen. Die öffentliche Diskussion ist nur Show und eine überparteiliche Suche nach den besten Lösungen erfolgt kaum. Einige wenige in den Fraktionen bestimmen mit Druck die Linien und alle anderen müssen mitziehen. Klüngelleien im Hintergrund und Verabredungen gegen andere Parteien sind an der Tagesordnung.

Eigentlich sind alle Ratsmitglieder gesetzlich nur ihrem Gewissen verantwortlich, und eigentlich sollte es keine Rolle spielen, welche Farbe das Parteibuch eines Ratsmitglieds hat. Eigentlich sollten alle Ratsmitglieder das Gemeinsame betonen und miteinander für die Stadt wirken. Aber in unserem Stadtrat zählt vor allem Parteizugehörigkeit. Die Farben der Parteien...mehr sehen die meisten nicht und stecken sich gegenseitig in Schubladen Für oder gegen Baxmann...für oder gegen die IGS...Frontenbildung auf allen großen Politikfeldern.

Auffallend das Fehlen einer sachlichen Diskussion. Nicht miteinander - sondern gegeneinander wird 'gespielt', weil sich einzelne Ratsmitglieder viel zu wichtig nehmen, sich unersetzlich zeigen wollen und weil der andere stets das falsche Parteibuch hat. Das hatte ich mir anders vorgestellt. Auf unserer lokalen Ebene in unserem Burgdorf, dachte ich, sei gute Sachpolitik wichtiger.

Doch Politik ist zu häufig verlogen, hinterhältig und billig… Das ist nicht das, was ich vertreten kann. Das macht mich traurig und ärgerlich zugleich und das bewegt mich nicht nur zum Rücktritt aus dem Stadtrat, sondern auch zum Parteiaustritt.

Ehrlich und nah bei den Menschen, das war mein Wunsch und mein Ziel. Aber das funktioniert hier in Burgdorf nicht, das muss ich jetzt einsehen, und deshalb ziehe ich mich aus der Politik zurück."