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24. Oktober 2019

Politiker/innen lassen Wohnhäuser auf Mülldeponie bauen

Der Rat hat am Donnerstagabend beschlossen, auf der ehemaligen Mülldeponie zwischen Schopenhauer Straße und Hülptingser Weg in der Südstadt 38 Reihenhäuser bauen zu lassen. Diese will dort die Deutsche Reihenhaus AG errichten. Nur Michael Fleischmann (Linke) stimmte dagegen. Der Deponiekörper besteht zu 80 Prozent aus „gefährlichem Abfall“. Dazu gehören etwa leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe, die krebserregend sind. Das Grundwasser ist mit Lösemitteln vergiftet. Anwohner/innen laufen Sturm gegen die Bebauung. Nach ihren Angaben war auf der Ex-Deponie auch Säure vom ehemaligen Entzinnungswerk abgekippt worden.

Vertreter der anderen Parteien im Rat meinten, die Bebauung sei gut oder gar „das Beste“, was der Stadt passieren könne, weil das Areal vorher „komplett saniert“ werde. „Davon kann keine Rede sein“, entgegnete Fleischmann. Er bezog sich dabei auf Aussagen des Ingenieurbüros Mull & Partner, das die Fläche im Auftrag der Deutschen Reihenhaus AG untersucht hatte. Danach ist der Erdboden bis zu 8 Meter tief mit Giften und Abfall belastet beziehungsweise kontaminiert. So vorgetragen am 7. Februar 2017 in einer Einwohnerversammlung im Ratssaal. In Beschlussdrucksachen der Stadt und in der schriftlichen Ausarbeitung des Gutachtens, das der Stadt vorliegt, ist seitdem nur noch von einer durchschnittlichen Kontaminationstiefe von 4,28 Meter die Rede.

Wie tief denn nun der Erdboden ausgetauscht wird, konnten Vertreter/innen der Deutschen Reihenhaus AG auf Frage von Michael Fleischmann am 17. September dieses Jahres im Umwelt- und Bauausschuss nicht sagen. Ein Unternehmensvertreter meinte, wenn „der Bagger da noch etwas sieht, dann wird das herausgeholt“. Der Boden sei auch mit Lösemitteln vergiftet, die leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe freisetzen, was man mit bloßem Auge nicht erkennen könne, mahnte Fleischmann.

Im Gegensatz zu Niedersachsen ist in anderen Bundesländern die Bebauung von ehemaligen Müllkippen wegen drohender Langzeitschäden tabu. Fälle, bei denen nach vielen Jahren Häuser auf ehemaligen Deponien abgerissen werden mussten, weil giftige Gase in die Häuser eindrangen, lassen aufhorchen. „Eine Bebauung der Deponie am Duderstädter Weg ist schon aufgrund solcher Erfahrungen nicht zu verantworten“, ist Fleischmann überzeugt. „Aus gesundheitlichen Gründen wäre es am besten gewesen, die Deponie in Ruhe zu lassen. Die Sanierung wird nur als Light-Version gemacht, um Geld zu sparen. Das Risiko tragen die späteren Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer.“