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30. Mai 2017

Politiker/innen lassen Wohnhäuser auf Mülldeponie bauen

Die Deponie ist in Bewegung: Tiefer Riss zwischen Wohnhaus und angrenzender Garage am Rand der Deponie im Duderstädter Weg.

Bis Februar standen hier schützende Büsche und hohe Bäume: das abgeholzte Deponiegelände.

Der Bauausschuss des Rates hat gegen die Stimme der Linksfraktion grünes Licht für eine Siedlung mit 38 Reihenhäusern auf einer ehemaligen Müllkippe zwischen Schoppenhauer Straße und Hülptingser Weg in der Südstadt gegeben. Die Politiker/innen der anderen Parteien meinten, alles sei in Ordnung, weil die Deponie vorher saniert werde. Davon kann aber keine Rede sein. Um Geld zu sparen, bleibt ein Großteil des Deponiekörpers unter der Erde erhalten, der laut einem Gutachten zu 80 Prozent aus „gefährlichem Abfall“ besteht. Dazu gehören etwa halogenierte Kohlenwasserstoffe, die krebserregend sind. Das Grundwasser unter der Deponie ist mit Lösemitteln vergiftet. Der Abfall erstreckt sich bis zu einer Tiefe von acht Metern ins Erdreich. Ausgetauscht wird das Erdreich aber nur in einem Drittel der Deponie bis 4,50 Meter Tiefe, im großen Rest der Deponie sogar nur einen Meter. Allein dafür sind rund tausend Lkw-Touren erforderlich.

Anwohner/innen laufen Sturm

gegen das Vorhaben. Sie befürchten gefährliche Emissionen und Langzeitschäden wie ein Absacken der Bausubstanz und Risse im Mauerwerk. Letzteres ist schon heute bei Gebäuden zu beobachten, die am Rand der Deponie am Duderstädter Weg stehen. Um Fakten zu schaffen, ließ die Stadt im Februar einen Tag nach einer Einwohnerversammlung alle schützenden Büsche und Bäume auf dem Deponiegelände abholzen. Trotzdem versuchte der Bürgermeister, die Anwohner/innen zu beschwichtigen und sprach auf der Einwohner(innen)versammlung von einem „ergebnisoffenen Verfahren“, was das Bauvorhaben anbelangt. Auch von einer Schaffung von preisgünstigem Wohnraum, wie der Bürgermeister immer wieder behauptet, kann keine Rede sein. Der Kölner Reihenhausinvestor will nach eigenen Angaben zu 96 Prozent teure Eigentumswohnungen errichten.

Auch Gewerbetreibende betroffen

Aufgeschreckt vom Vorhaben der Stadt sind auch angrenzende Gewerbetreibende, etwa eine Tischlerei und eine Lackiererei. Ein Orgelbauer betreibt zum Beheizen seines Betriebs einen Holzofen mit einem vier Meter hohen Schornstein. Die Firmen befürchten Klagen aus dem neuen Wohngebiet wegen Lärm- und Geruchs-Emissionen. Dem versucht die Stadt mit Grundbucheinträgen entgegenzutreten. „Ob das reicht, werden wir sehen“, sagte LINKEN-Fraktionsvorsitzender Michael Fleischmann im Bauausschuss. „Bei 38 Hauseigentümerinnen und Hauseigentümern ist die Gefahr groß, dass doch jemand klagt.“

Im Gegensatz zu Niedersachsen ist in anderen Bundesländern die Bebauung von ehemaligen Müllkippen wegen drohender Langzeitschäden tabu. Fälle, bei denen nach vielen Jahren Häuser auf ehemaligen Deponien abgerissen werden mussten, weil giftige Gase in die Häuser eindrangen, lassen aufhorchen. „Eine Bebauung der Deponie am Duderstädter Weg ist schon aufgrund solcher Erfahrungen nicht zu verantworten“, ist Michael Fleischmann überzeugt. „Aus gesundheitlichen Gründen wäre es am besten gewesen, die Deponie in Ruhe zu lassen.“